Geschichte des Karate do

Entwicklung + Geschichte

Was ist Karate do?
Karate ist ein fernöstlicher Kampfsport, bei dem die Gliedmassen des Körpers zu natürlichen Abwehrwaffen ausgebildet werden.
Karate entstand vor etwa 2000 Jahren in China; über Okinawa gelangte es Anfang dieses Jahrhunderts nach Japan und wurde dort zu seiner heutigen Form entwickelt. Karate gilt als die wirksamste und systematischste Selbstverteidigung der Welt.
Eine besondere Bedeutung kommt dem Karate als Körperschule bei, da neben einem gleichmässigen Entwickeln aller Muskeln eine überdurchschnittliche Gelenkigkeit und Reaktionsfähigkeit entwickelt wird.

Karate zur Vervollkommnung des Charakters
Karate ist eine Kunst der Vielseitigkeit, der Harmonie von Geist und Körper, des unbewussten Reagierens. Das Endziel des Karate ist, sowohl aus der Perspektive einer Entwicklung zur modernen Kampfkunst als auch im Hinblick auf eine körperliche Ertüchtigung, das Entwickeln eines sauberen Charakters durch hartes und fleissiges Training.

Folgende Punkte prägen das Verhalten eines Karatekas:
- Disziplin, Respekt und soziales Handeln
- Beherrschung von Geist und Körper
- Ein Gleichgewichtssport zum Leben
- Karate als Waffe im äussersten Notfall
- Erziehungsbasis und Philosophie
- Auszeichnung von Wille und Ausdauer
- Präzision, Schnelligkeit, Reaktion und Konzentration
- Prägung eines guten Charakters

Die Technik und das Training
Karate bedeutet soviel wie leere oder nackte Hand, also Karate ist eine Kampfkunst mit der blossen Hand, wo man lernt sich zu verteidigen ohne materielle Waffen. Man bildet als Waffe die eigenen Körperteilen aus. Sie werden sehr wirkungsvolle und mächtige Waffen, wenn sie durch hartes, langes und richtiges Training gekräftigt und in koordinierte Berwegungen mit anderen Körperteilen einbezogen werden.


Geschichtliche Anfänge von Karate-Do
Bereits im 14. Jh. entstanden zwischen China und Okinawa rege Handelsbeziehungen. Im selben Jahrhundert kamen die ersten antiken Formen der chinesischen Kata und eine Kopie des Bubishi (altes chinesisches Dokument unbekannten Ursprungs, das mehrere chinesische Stile behandelt) nach Okinawa.
Im Jahre 1429 verbot König SHO-HASHI den Besitz jeglicher Waffen. Dies war die Zeitspanne, in der sich unter chinesischem Einfluss die Kampfmethode der "leeren Hand" auf Okinawa entwickelte. Gleichzeitig wurde auch die Handhabung verschiedener landwirtschaftlicher Geräte kämpferisch, was zur Entwicklung des okinawanischen Kobujutsu oder Kobudô (okinawische Waffensysteme) führte.

Entwicklung des Tôde
Über Jahrhunderte hinweg stand die kleine Insel Okinawa im Kreuzfeuer der beiden großen Mächte Japan und China. Die langanhaltenden und guten Beziehungen zum chinesischen Kaiserreich ermöglichten jedoch dem kleinen Inselstaat, sich durch Anlehnung an die hohe chinesische Kultur zu entwickeln. Bereits 1392 wurde in Kumemura, einem Vorort der okinawanischen Hauptstadt Naha, eine chinesische Siedlung errichtet, die bis in die jüngste Vergangenheit einen regen Kulturaustausch ermöglichte. Dort wohnten ständig vom chinesischen Kaiser beauftragte Gesandte, deren Aufgabe es war, den kleinen Staat durch Rat und Tat zu unterstützen.
Auf Okinawa übte man sich zu jener Zeit in einer Selbstverteidigungsmethode, die man Tôde oder einfach nur Te nannte. Unter den chinesischen Gesandten befanden sich auch namhafte Quanfa-Experten (Quanfa = Bezeichnung für die chinesische Kampfkunst, auch Ch'uan fa, Gong fu, Kung fu oder Kenfat), und bald vermischten sich die beiden Kampfkunstmethoden untereinander und bedingten die Entstehung des Okinawa te, des direkten Vorläufers des modernen Karate. Die meisten dieses chinesisch-okinawanischen Systeme nannte man Kempo-Tôde und später Kempô-Karate.
Das regelmäßige Kommen und Gehen der chinesischen Gesandten steigerte die Vielfalt der im Kampf angewandten Techniken. In demselben Zeitalter wurden diese Selbstverteidigungsmethoden auf Okinawa unter dem Begriff Tôde zusammengefasst. Darin bedeutet das ursprünglich chinesische ldeogramm Tô in der okinawanischen Sprache "Tang-Dynastie". Mit Tô bezeichnete man auf Okinawa alles, was aus China kam, ebenso wie das Land selbst. De ist eine Verzerrung von Te und bedeutet sowohl im Chinesischen als auch im Okinawanischen "Technik" (im Japanischen "Hand"). Tôde, in der Übersetzung "Technik der Tang" oder "Technik des Kontinents", bezieht sich daher auf das chinesische Quanfa, das große Ursprungssystem der okinawanischen Selbstverteidigung. Später verwendete man dafür die Bezeichnung Okinawa te (kurz: Te).
Das Zeichen Tô in dem Wort Tôde kann aber auch als "Kara" gesprochen werden. Die Silbe De wird dann bei gleicher Bedeutung "Te" ausgesprochen. Aus Tôde wird somit Karate noch mit der oben genannten Bedeutung. FUNAKOSHI GICHIN soll 1929 die Bezeichnung "Leere Hand" eingeführt haben, dies ist jedoch nicht mit Sicherheit zu belegen. Gründe für die Änderung des Schriftzeichens Kara "China" zu "leer" könnten der philosophisch-moralische Sinngehalt der Silbe "leer", der japanische Nationalismus jener Zeit, der eine Assoziation zu China vermeiden wollte oder der Aspekt der Waffenlosigkeit sein.

Okinawa te
Zu Anfang des 17. Jhs. wurde Okinawa jedoch von dem japanischen Satsuma-Clan erobert und in ein Protektorat des japanischen Imperiums verwandelt. Die Bevölkerung wurde mit Abgaben belegt und unterlag schweren Diskriminierungen. Dies führte zu einer Intensivierung der Kampfkünste, und das Okinawa te wurde in eine tödliche Waffe umgewandelt.
Die Menschen, denen das Tragen von Waffen unter Todesstrafe verboten war, hatten kampferprobte Samurai zum Gegner, und die einzige Möglichkeit, sich zu verteidigen, bestand im Gebrauch ihrer Arme und Beine. Aus jener Zeit stammt die Losung "durch einen Schlag den Tod" (lkken hissatsu). In jahrelangem Training wurden Arme und Beine gestählt, so dass sie selbst den schweren Samurai-Panzer durchdringen konnten. Diese Entwicklung ging Hand in Hand mit der Beherrschung verschiedener Arbeitsgeräte, die durch Übung zu gefährlichen Waffen umfunktioniert wurden. Das zuverlässigste Hilfsmittel, um sich gegen einen bewaffneten Samurai verteidigen zu können, war natürlich ein stabiler Stock (Rokushaku bo). Damit wurden vielfältige Verfahren ausgearbeitet, die zum großen Teil heute noch bekannt sind und meist den Namen ihres Erfinders tragen.
Das Okinawa te bestand aus einer Unmenge von Methoden und Techniken, die ein einzelner Mensch unmöglich alle beherrschen konnte. Doch die Meister konzentrierten sich in ihrem Unterricht auf persönliche Schwerpunkte aus dem Gesamtsystem und lehrten - ohne gleich einen eigenen Stil zu gründen - ihre eigene Auffassung von Kampfkunst.
Sie alle schöpften aus einem riesigen System - dem Okinawa te -, dem jede persönliche Auffassung untergeordnet blieb, jedoch dann, wenn sie von Wert war, vom Hauptsystem selbstverständlich übernommen und bewahrt wurde. Noch im 18. Jh. wurde lediglich nach dem Gebiet, in dem die Meister wohnten, das Okinawa te in Shuri te, Tomari te (Shôrin ryû) und Naha te (Shôrei ryû) unterschieden.

Die Gründung der Stile
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte das okinawanische Karate eine große Vielfalt von Konzepten, die sich grundlegend voneinander unterscheiden. Die meisten darauf begründeten Stile können in zwei Hauptsysteme klassifiziert werden: Shôrin ryû und Shôrei ryû.

Die klassischen okinawanischen sind sehr kampfbezogen, lehnen aber den sportlichen Wettkampf ab. Entsprechend den alten Konzepten betonen sie die Selbstverteidigung (Goshin), die Gesundsheitslehre (Qigong) und die spirituelle Erziehung (Dô). Die Methoden des Kämpfens (Kumite) werden aus der klassischen Kata entwickelt (Bunkai).

Jiyû kumite, so wie es im Wettkampf-Karate geübt wird, ist weitgehend unbekannt. Dôjô-Kämpfe finden auf realistischer Basis statt, in den meisten Kempô-Karatestilen mit Körperschutz, in vielen anderen Stilen aber auch ohne Schutz.
Die wichtigsten okinawanischen Stilableitungen sind: Kobayashi ryû, Shôtôkan ryû, Shitô ryû, Sukunai Hayashi ryû, Shobayashi ryû, Matsubayashi ryû, Isshin ryû, Seibukan ryû (Chûbu), Shôrinji Kenpô, Matsumura Seito, Motobu ryû, Okinawa Kenpô, Ishimine ryû, Kojô ryû, Ryûei ryû, Gôjû ryû, Toon ryû, Uechi ryû.

Karate kommt nach Japan
Bis zum 20. Jh. war Karate in Japan praktisch unbekannt. Der erste, der es in Japan vorstellte, war 1915 Dr. CHITOSE TSUYOSHI, der 1946 seine eigene Version, das Chitô ryû, gründete.
Als nächster Okinawaner unternahm MOTOBU CHOKI mehrere Reisen nach Japan und nahm dort Herausforderungen verschiedener Vertreter des Bujutsu (Überbegriff für alle Kampfmethoden der Samurai) und Boxens an. Seine spektakulären Siege gingen durch die japanische Presse und machten Karate berühmt, bevor es in Japan unterrichtet wurde.
FUNAKOSHI GICHIN kam 1921 nach Japan und blieb zeit seines Lebens dort, um Karate zu unterrichten und zu verbreiten. Auch Motobu blieb bis 1936 in Japan, doch die beiden Meister verstanden sich nicht, sooft ihre Wege sich auch kreuzten. Funakoshi versuchte eine Integration des Karate ins japanische Butokukai (von der Regierung gegründet, um die verschiedenen Ryû zu standardisieren) zu erreichen, während Motobu es als reine okinawanischen Kampfkunst erhalten wollte. In Japan setzte sich letztendlich Funakoshis Konzept (Shôtôkan ryû) durch und führte mit Hilfe von MIYAGI CHOJUN (Gôjû ryû) und MABUNI KENWA (Shitô ryû) zur Aufnahme im Butokukai und damit zur Integration in die japanischen Disziplinen des Budô.

Das grundlegende Stilkonzept (Shotokan)
Durch die langjährige Erforschung der okinawanischen Systeme hatte Meister FUNAKOSHI GICHIN einen tiefen Einblick in die Möglichkeiten, die darin enthalten waren. Als er jedoch 1921 nach Japan kam, traf er auf eine neue Mentalität, die das Lehren der Kampfkunst nach altem okinawanischem Muster unmöglich machte. In Japan war man gerade dabei, die Kampfkünste von der Tradition zu entfernen und als Konsumware anzubieten, weil man sich dadurch eine schnellere Verbreitung und natürlich auch persönliche Vorteile erhoffte. Dazu brauchte man den klar umrissenen, konkurrenzfähigen Stil, der, marktorientiert zurechtgeschnitten, die Gegenüberstellung mit dem anderen Stil nicht zu scheuen brauchte.

In dieser veränderten Auffassung begann Meister Funakoshi in Japan zu unterrichten. Von Anfang an wurde deutlich, dass er seine japanischen Schüler mit dem, was im okinawanischen Karate bisher galt, nicht begeistern konnte. Die modernen Japaner suchten den Anschluss an die konsumorientierte Welt und verzehrten sich in dem Bemühen, Qualität durch Quantität zu ersetzen. Karate als Weg konnte im Japan jener Zeit nur schwer überleben. Es brauchte den sportlichen Aspekt, den Wettbewerb, den äußeren Reiz.

Meister Funakoshi wehrte sich lange dagegen, denn er ahnte, dass Karate dadurch seinen Inhalt verlieren würde. Er suchte nach Möglichkeiten, die ihm erlauben würden, beides miteinander zu verbinden. Die bedeutendste Neuerung war, dass er schließlich erlaubte, dass über das Bunkai (Aufgliederung, Analyse und Studium der Kata) hinaus noch andere Formen des Kumite (Partnerübung) in die Übung einflossen. Diese wurden nach und nach zu festen Bestandteilen des Trainings.
So entstanden zuerst das Gohon kumite (Fünfschritt-Partnerübung) und Sanbon kumite (Dreischritt-Partnerübung), danach das Kihon ippon kumite (Grundschul-Kumite), das Jiyû ippon kumite (Übungskampf in halbfreier Form) und schließlich das Jiyû kumite (Freikampf).

Auch suchte Meister Funakoshi von Anfang an nach einem Unterrichtssystem, das den Zugang zum Karate als Ganzem auch für die Zukunft gewähren sollte, in seinem Umfang aber soweit begrenzt war, dass die Übung nicht in bloßes Formstreben ausartete. Die okinawanische Methode, die Schüler drei Jahre lang ein und dieselbe Kata wiederholen zu lassen (Hito kata san nen), konnte in Japan unmöglich angewendet werden.

Es dauerte fast 15 Jahre, bis Meister Funakoshi sich endgültig entschied, die Kata in seiner Schule zu reduzieren. In seiner ersten Veröffentlichung ("Ryûkyû Kempô Karate", 1922) beschreibt er noch die Kata Pinan 1-5, Naihanchi 1-3, Bassai dai, Bassai shô, Kushanku dai, Kushankû shô, Gojûshihô, Sesan, Chinto, Chinte, Ji'in, Jion, Jitte, Wanshu, Wandau, Rôhai, Jumu, Wandô, Sôchin, Niseshi, Sanseru, Suparinpei, Wankuwan, Kokan und Unsu.

Dies ist ein buntgemischtes System, in dem alle okinawanischen Schulen inbegriffen sind, doch es war als Unterrichtsmethode zu breit. Erst in seinem letzten Buch, "Karate dô Kyôhan", legt Funakoshi die Zahl der Kata seines Systems auf 15 fest.

Shôtôkan Karate International (SKIF)
Die Shôtôkan Karate International Federation (S.K.I.F) wurde Anfang der 70er Jahre von KANAZAWA HIROKAZU, zum Teil mit Instruktoren der JKA (Japan Karate Association) gegründet. Der Verband fand eine schnelle Verbreitung und existiert heute weltweit mit vielen nationalen Stützpunkten.

Kanazawa, der sich nach seiner aktiven Wettkampfzeit vom Karate der JKA löste, begann in eigener Initiative die okinawanischen, japanischen und chinesischen Kampfkünste zu erforschen. Durch diese Studien flossen viele dem Shôtôkan ryû fremde, jedoch klassische Elemente in den Stil, die er bis im 2019 weltweit auf Seminaren unterrichtete.

Shôtôkan Karate International hat ein klares Konzept geschaffen. Alle nationalen Verbände haben japanische Chefinstruktoren, die weltweit für dasselbe hohe technische Niveau und für die Qualität der Unterrichtsmethoden bürgen. So werden Fehlentwicklungen, wie sie sich allenthalben in der Karate-Szene zeigen, beim S.K.I.F. unterbunden. Prüfungen dürfen nur von vom Weltverband aufgestellten und anerkannten, entsprechenden qualifizierten Prüfern abgenommen werden.
In der Schweiz wird S.K.I.F.-Karate von Bundestrainer KOGA RIKUTA (zur Zeit 9. Dan) vertreten.


Hirokazu Kanazawa (SKIF)
Kanazawa Hirokazu; * 3. Mai 1931 in der Präfektur Iwate, Japan; † 8. Dezember 2019) war einer der bedeutendsten Karate-Meister der Gegenwart. Er war Träger des 10. Dan. 2012 wurde ihm der Ehrentitel Meijin verliehen, somit war er seinerzeit der einzig lebende Titelträger der höchsten Auszeichnungen im Budo. Er war einer der letzten aktiven Meister, die mit dem legendären Shotokan-Gründer Funakoshi Gichin trainiert haben.

In jungen Jahren schon wurde Kanazawas Interesse an den Kampfkünsten geweckt, da sowohl sein Vater wie auch sein Onkel Experten des Ju-Jutsu waren. Doch begann Kanazawa zunächst mit Kendō, so wie viele junge Menschen im Japan der damaligen Zeit. Etwas später betrieb er Judo und Boxen. Seinen ersten Kontakt zum Karate bekam er durch einen Klassenkameraden, der ihm die Grundlagen des Okinawa-Karate beibrachte.

Später studierte Kanazawa an der Takushoku-Universität in Tokio, wo er sich dem dortigen Shōtōkan-Dōjō anschloss. Hier wurde er Schüler von Nakayama Masatoshi und nahm gleichzeitig regelmäßig am Unterricht des legendären Gründers des Shōtōkan-Stiles, Funakoshi Gichin, teil. Somit war er einer der letzten lebenden Karatemeister, die noch unter Meister Funakoshi studiert haben.

Nach dem Abschluss seines Studiums 1956 ging er zur JKA (Japan Karate Association) und wurde in die Instruktorenklasse aufgenommen. In diesem wurde die Elite der japanischen Karatelehrer technisch und pädagogisch ausgebildet, mit dem Ziel, durch sie Karate weltweit zu verbreiten. Weiterhin blieb Kanazawa Schüler von Nakayama, dem Chefinstrukteur der JKA.

Trotz gebrochener rechter Hand gewann Kanazawa 1957 die 1. All-Japanische Karatemeisterschaft der JKA im Kumite (Freikampf). Ein Jahr darauf belegte er bei der 2. All-Japanischen Karatemeisterschaft den ersten Platz in Kata (Form) und teilte sich den ersten Platz im Kumite zusammen mit Takayuki Mikami, als nach vier Verlängerungen immer noch kein Sieger auszumachen war. Hiernach wurde er als professioneller vollzeitlicher Karateinstrukteur bei der JKA angestellt. 1961 bestand Kanazawa die Prüfung zum 5. Dan und ging als JKA-Chefinstrukteur nach Hawaii. Nachdem er 1966 den 6. Dan errang, wurde er zum JKA-Chefinstrukteur von Großbritannien ernannt und ein Jahr später Chefinstrukteur von Europa und des Deutschen Karate-Bundes. Kanazawa begleitete 1968 die europäische Karatemannschaft als Cheftrainer zur Teilnahme an der Karateweltmeisterschaft in Mexiko.

1971 kehrte Kanazawa nach Japan zurück und erhielt den 7. Dan. Er wurde Direktor der Internationalen Division am Honbu-Dōjō (Zentraldōjō) der JKA. Gleichzeitig wurde er Shihan (Hauptlehrer) der Dōjōs an den Universitäten Musashikogyo, Kantogakuin und Kitasato. 1972 war er Cheftrainer der japanischen Nationalmannschaft und nahm mit dieser an der 2. WUKO-Weltmeisterschaft in Paris teil. Vier Jahre später war Kanazawa Kampfrichter bei der 1. IAKF-Weltmeisterschaft in Los Angeles sowie bei den JKA Asia-Oceania Championships in Hongkong.

Im Jahre 1977 schließlich, längst zu einer Karategröße auf dem internationalen Parkett geworden, verließ Kanazawa zusammen mit mehreren hochrangigen japanischen Karatemeistern die JKA und gründete 1978 den Verband Shotokan International Federation (S.K.I.), um ein eigenes Konzept umzusetzen, das sich mehr am klassischen Karate orientieren sollte. In den darauf folgenden Jahren bereiste Kanazawa regelmäßig die Länder, in denen sich S.K.I.-Verbände gegründet hatten, und war zudem Vorsitzender der seither durchgeführten S.K.I.-Weltmeisterschaften. Inzwischen ist die S.K.I. als einer der größten unabhängigen Karateverbände weltweit vertreten. Im Jahre 2002 wurde Kanazawa von der International Martial Arts Federation (IMAF) der 10. Dan zuerkannt. Bis ins hohe Alter bereiste Kanazawa Jahr für Jahr die Welt, um sein Karate zu unterrichten.
Neben dem Karate hat sich Kanazawa mit vielen anderen Kampfdisziplinen auseinandergesetzt und deren Konzepte auch auf sein Karate übertragen. Mehr als 30 Jahre lang studierte er Taijiquan (Taichi) unter dem in Japan lebenden chinesischen Meister Yang Mingshi, dem Gründer des Taikyoku-ken, des Japanischen Taiji-Verbandes. Daneben hat er sich intensiv mit Kobudō, der alten Waffenkunst aus Okinawa, den verschiedenen Stilen des chinesischen Boxens sowie den vielen anderen Karatestilen beschäftigt. Im Zuge dessen kam Kanazawa auch mit dem Qigong (chinesisches energetisches Heilverfahren) in Kontakt und hat Verfahren desselben in sein Karate hinein übernommen. Obwohl Kanazawa Shōtōkan-Karate betrieb, hat er in den letzten Jahren auch Katas aus anderen Stilen in das S.K.I.-Programm übernommen, so beispielsweise die Katas Seienchin und Seipai aus dem Gōjū-Ryū wie auch die Katas Gankaku-sho (Chintō) und Niju Hachi Ho aus Okinawa.

Stilrichtungen

Die vier großen Stilrichtungen
* Shotokan-Ryu,
* Go-ju-Ryu
* Wado-Ryu
* Shito-Ryu

Die kleineren Stilrichtungen

Daneben gibt es noch eine unüberschaubare Anzahl an kleineren Stilrichtungen, die teilweise nur in bestimmten Ländern, teilweise aber auch weltweit verbreitet sind. Jede Stilrichtung hat ihren Fokus auf verschiedenen Aspekten des Karate. So können Stile mehr auf Selbstverteidigung, Wettkampf, Fitness, Tradition oder auf andere Punkte Wert legen.

* Chito-Ryu
* Doshinkan
* JKF Goju-Kai
* Goju-Kai
* Goshin-Ryu Karate
* Hon-Do-Ryu
* Kempo Karate
* Koudo Gishi Risei
* Matsubayashi-Ryu
* Modern Sports Karate
* Kyokushin
* Murakamikai
* Sankukai
* Shaolin
* Shidokan
* Shorin-Ryu Kyudokan
* Shorin-Ryu Seibukan
* Shorin-Ryu Siu Sin Kan
* Shorinjiryu Kenkokan Karatedo
* Shotokai
* Shudokan
* Shukokai
* Tsunami Karate
* Uechi-Ryu
* Yoshukai
* Tangsudo(Tangsoodo)

Übersicht Entwicklung Shotokan

* Shorin-Ryu
(Shuri Te/Tomari Te) Okinawa Shorin Ryu Matsumura Kenpo, Kobayashi Ryu, Matsubayashi-Ryu, Shobayashi Ryu, Shorinji Ryu, Shorin Ryu, Chubu Ryu, Sukunai Hayashi Ryu, Ishimine Ryu, Shotokan Ryu,

* Shorei Ryu(Naha Te)
Okinawa Goju Ryu, Toon Ryu

* Shorin/Shorei Ryu Mischstile:
Chito Ryu, Isshin Ryu, Shito Ryu, Kushin Ryu, Kosho Shorei Ryu, Tozan Ryu, Okinawa Kenpo, Shudokan Ryu

* Kenpo Ryu (Stile, die vorwiegend vom Quanfa beeinflusst sind)
Kojo Ryu, Ryuei Ryu, Uechi/Pangai noon Ryu, Jukendo

* Te(De) Stile
Motobu Ryu, Uehara Motobu Ryu, Bugeikan

* Amerikanische Stilrichtungen
Kara-Ho-Kempo-Karate, American Kenpo Karate, AKS - American Karate System, Sport/Full Contact/ All Style Karate (Kickboxing)